BERNHARD ISMER

Heilpraktiker für Psychotherapie
Psychoonkologische Praxis

Erfahrungsbericht Luise M.

Wie ich zur Wach-Traum-Therapie gekommen bin?

Mein Freund hatte mich unerwartet verlassen und ich brach daraufhin endlich mein Studium ab, in dem ich mich als gescheitert betrachtete. Mich plagte schlimmer Liebeskummer und das Gefühl, versagt zu haben, nachdem ich so lange als Alleskönnerin gegolten hatte. Ohne Beschäftigung und Anbindung an andere Menschen wurde ich immer verzweifelter und antriebsloser. Weil auch Gesprächstherapie mir nicht weiter half, sondern mich nur in Selbstanalyse verstrickte, riet mir mein behandelnder Arzt schließlich, meine Depressionen stationär behandeln zu lassen. Das lehnte ich ab, weil ich nicht als krank gelten und den letzten Rest mühsam aufrecht erhaltenen Alltagslebens nicht aufgeben wollte. Wenn ich nicht so ratlos gewesen wäre, hätte ich auch den Hinweis einer Freundin verworfen, es einmal mit Hypnotherapie zu versuchen. Obwohl ich sehr skeptisch über Hypnose dachte, ging ich schließlich hin, weil ich insgeheim hoffte, diese Therapie könnte mir die Entscheidung herbeizaubern: entweder mein Cellostudium wieder aufnehmen oder etwas Neues anfangen.

In der ersten Sitzung stellte ich enttäuscht und zugleich erleichtert fest, dass es nicht um Zauberei sondern um mich ging. Aber ich hatte noch immer Bedenken, mich auf die Trance einzulassen. Einerseits um mir nicht Informationen aus meinem Inneren zur erschleichen, von denen ich dachte, dass sie nicht für mich bestimmt sind. Andererseits hatte ich Bedenken, mich einem Therapeuten auszuliefern. Als ich dann doch den ersten Versuch wagte, war er so selbständig, dass ich eine Weile dachte, mir selbst etwas vorzumachen. Aber genau das ist die Trance: Mir mein eigenes Inneres vorzuspielen. Wenn ich will, kann ich kommentieren oder eingreifen. Wichtig ist nur, dass man keine Angst vor Manipulation zu haben braucht. Es hat sich bei mir immer wieder bestätigt, dass sich mein Unterbewusstsein gar nicht manipulieren lässt und gerade deshalb kann es so hilfreich sein, mal einen Blick auf die eigenen Bilder zu werfen.

Zum Therapieziel hatte ich mir gemacht, eine Entscheidung zu treffen, wie es weiter gehen sollte mit mir und meinem Studium. Das hat den Sitzungen von Anfang an eine Richtung gegeben und so hatte ich gleich das Gefühl, auf einem Weg zu sein. Natürlich ist es sehr spannend, solche Fragen an sein Unterbewusstsein zu stellen, wenn man sich in Trance begibt. Manchmal konnte ich mir Antwort geben und dann wieder habe ich in Trance eine völlig neue Richtung eingeschlagen, die die nächste Frage aufwarf. Damit musste ich rechnen, aber nachdem ich einmal die Weisheit meiner inneren Welt erlebt hatte, hat es mir Spaß gemacht, mich solchen Wegweisern anzuvertrauen anstatt mich fest zu beißen. Auf diese Weise kam ich bald auf mein eigentliches Anliegen: herauszufinden, wo ich hingehöre.

Die Suche war vielschichtig und führte mich in die Vergangenheit meiner Familie, zu Beziehungsmustern, meinem Körpergefühl und zu meiner Selbstbehauptung. Immer ging es darum, meine eigene Wahrnehmung dazu kennen zu lernen. Zum Beispiel sah ich mich in einer der ersten Sitzungen doppelt. Die eine Luise eingeschnürt in der totalen Umschlingung ihrer Doppelgängerin. Auf die Frage der ersten, warum sie, die Doppelgängerin, ständig kontrollieren und wegsperren müsste, antwortete diese, sie müsse eben den Perfektionismus aufrecht erhalten. Das hat mir erst die ständige Selbstkontrolle vor Augen geführt, die ich oft als Zwang von außen wahrgenommen hatte.

Aber auch Rollenspiele und Gespräche haben mich oft herausgefordert, meine Wahrnehmung in der jeweiligen Therapiesituation zu finden und ihr zu folgen. Am Anfang hatte ich so wenig Zugang zu mir, dass ich mir völlig misstraute und mich lieber auf Kontrolle und intensives Nachdenken verließ.

Deshalb hatte ich auch so große Angst vor Entscheidungen. Erst als ich gemeinsam mit dem Therapeuten verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten, mit denen ich mich quälte, im Raum veranschaulichte, sodass ich die einzelnen Wege nacheinander abschreiten konnte, habe ich überrascht festgestellt, dass ich dabei sehr unterschiedlich empfand. Ich konnte ziemlich genau wiedergeben, was die unterschiedlichen Wege für mich bedeuten. Dadurch habe ich angefangen, meiner Wahrnehmung Beachtung zu schenken und ich übe immer weiter, mich auch nach ihr zu richten.

Glücklicherweise habe ich auch erlebt, dass ich ungute Situationen und Einstellungen verändern kann, indem ich mit Herrn Ismers Hilfe in der Trance eingriff. Nachdem ich mich in der ersten Sitzung aus einem einsamen Kellerloch in meiner Kindheit gerettet und die kleine Luise von damals getröstet hatte, war mir viel wohler. Auch fast schon vergessene alte Gefühlsfarben wie Klein-Luises Übermut, sind oft nach den Sitzungen wieder aufgetaucht und mir im Alltag erhalten geblieben.

Zu der Zeit, als ich mit dem totalen Grauempfinden gekämpft habe, wirkten sie wie Aufheller. Mit einem Trick haben wir sogar ganz bewusst Wohlbefinden für Notfälle aus meiner Erinnerung abrufbar gemacht. Das hat mir geholfen, einige depressive Phasen zu überbrücken. Die eigentliche Wirkung der Sitzungen war aber eine langfristige, deshalb wurde ich meine Niedergeschlagenheit erst einmal nicht los. Eher musste ich einsehen, dass ich meine Verlorenheit nicht durch einen Neuanfang aus der Welt schaffen konnte. Auch dafür haben meine eigenen Bilder und Träume, die immer dunkler und bedrohlicher wurden, gesorgt. Sie machten es mir schwer, die perfektionistische Fassade aufrecht zu erhalten und haben mir zu einer realistischen Selbsteinschätzung verholfen. So konnte ich nach zwei Monaten endlich zugeben, dass ich nicht zurecht kam und sterben wollte. Es wurde eine entscheidende Sitzung, in der ich den Mut zur Wut fand, um gegen das, was mir mein Leben nehmen wollte, zu kämpfen. Es war eine Schlacht gegen Wolldecken, die diese Bedrohung symbolisierten. Mit meiner ganzen Wut kämpfte ich ums Überleben und befreite mich aus den Wolldecken. Von da an ging es bergauf.

Mit Herrn Ismers Unterstützung entschloss ich mich doch zu einer stationären Behandlung, weil ich für eine Weile noch intensivere Betreuung und die Entlastung von den Alltagsanforderungen brauchte. Die Behandlung dauerte drei Monate. Dass dabei besonders viel Wert auf die Gemeinschaft mit anderen Patienten gelegt wurde, hat mir gut getan. So habe ich erfahren, dass ich es nicht nur nicht allein schaffen kann, sondern ich es auch nicht allein schaffen muss. Um mich selbst besser kennen zu lernen, brauche ich die anderen. Ich fand wieder Gefallen daran, unter Menschen zu sein, ohne jeden mit dem Einen vergleichen zu müssen und ohne mich ständig beweisen zu wollen. Ansonsten bin ich von der Gemeinschaft, den Ärzten und Therapeuten immer wieder in dem bestätigt worden, was ich bereits in der Hypnotherapie ans Licht geholt hatte. Für mich ein weiterer eindeutiger Hinweis darauf, dass meine Wahrnehmung stimmt!

Aus der Klinik kam ich in einem im besten Sinne ernüchterten Zustand. Meine Niedergeschlagenheit hatte sich gelichtet und ich hatte gelernt, ihr vorzubeugen und mit ihr umzugehen. Dazu gehört auch, dass ich mir keinen Perfektionismus abverlange und auf dem Boden der Tatsachen und greifbaren Empfindungen bleibe. Wenn es darauf ankommt, rufe ich mir manchmal den Traum aus einer Sitzung aus der Zeit vor dem Klinikaufenthalt ins Bewusstsein. Ich befand mich mitten in der Wüste auf einem Schwindel erregend hohen Sockel, der immer weiter in den Himmel wuchs. Unten sah ich eine winzige Luise, zu der ich mich hinunter sehnte. Ich wusste, wenn ich hier runter will, muss ich jetzt etwas tun, sonst ist es zu spät. Ich konnte mich aber nicht zum Runtersteigen entschließen. Herr Ismer schlug mir vor, in den Traum einzugreifen. Mit der Veränderung des Traumes fing der Sockel an zu schrumpfen und wurde zu einem Sandberg, den ich hinunter laufen konnte hin zu der ersehnten Luise. Einfach nur normal und ganz bei mir zu sein, löste ein Glücksgefühl aus. Dieses Gefühl rufe ich mir in Erinnerung, wenn ich wieder denke, ich und mein Leben müssten grandios sein, um einen Sinn zu machen. Ehrlich gesagt bin ich selbst beeindruckt von diesem treffenden Bild, dass ich mir geschaffen habe. Ich glaube, dass es auch für den ganzen Prozess zutrifft, in dem ich mich befinde: dass ich auf der Suche nach meinem Platz tatsächlich dabei bin, vom Sockel zu steigen und zu mir zurück zu kommen.

Jedenfalls versuche sich seit meiner Entlassung aus der Klinik kleine Schritte zu machen und meine innere Stimme zu beachten. Diese meldete sich in der ersten Sitzung der fortgeführten Hypnotherapie wieder zu Wort. Ich berichtete Herrn Ismer von der Therapie in der Klinik und wir besprachen, wie es weiter gehen sollte. Als wir anfangen wollten, schlug meine Stimmung plötzlich um. Ich wurde total traurig, ohne zu wissen warum. Schließlich kam ich darauf, dass es Zeit war, mal mit der therapeutischen Arbeit an mit auszusetzen und nur zu genießen, dass es mir besser geht. Und das habe ich dann auch getan – nach langer Zeit zum ersten Mal! Ich habe kapiert, dass meine Aufgabe darin besteht, auf mich zu hören und meine innere Stimme nicht mit ausgedachten Plänen zu übertönen.

Ich meldete mich wieder zur Therapie bei Herrn Ismer zurück als meine innere Stimme so laut geworden war, dass ich mir nicht mehr zu helfen wusste. Ich hatte Angst, in einem Wutanfall die Kontrolle über mich zu verlieren. Ich war froh, ganz kurzfristig in die Sitzung kommen zu können. Ich freute mich schon darauf, meiner Wut in dem schalldichten Raum freien Lauf zu lassen wie schon einige Male zuvor. Als Herr Ismer vorschlug, diesmal nicht zu toben, sondern mir anzusehen, worauf ich so wütend bin, war ich gar nicht begeistert und ließ mich nur ungern darauf ein. Der Therapeut schlüpfte in die Rolle meiner Blockade, die mich beim Cellospielen so rasend gemacht hatte. Im Gespräch stellte sich heraus, dass es sich um einen vernachlässigten Anteil von mir handelt, der Angst hat, völlig missachtet zu werden. Dieser Anteil erzwingt meine Aufmerksamkeit als Blockade. Er will dazu gehören! Mir wurden meine Widerstände gegen diesen Anteil, der hier meine Zuwendung suchte, ganz offenbar. So ganz wollte ich ihn aber nicht an mich heran lassen. Gleichzeitig wusste ich, es liegt an mir und nicht an diesem Teil, den ich eigentlich richtig schön fand. Und ich sagte ihm auch, dass er alles Gute verdient hätte, aber Geduld mit mir haben müsse. Wir einigten uns darauf, dass er sich hin und wieder zu Wort melden sollte, falls ich ihn vernachlässige.

Ich kann nicht erklären, was bei solchen Rollenspielen passiert. Sie liefen oft wie von selbst, wenn wir einen Einstieg gefunden hatten. Aus Abneigung gegen gewollte psychologische Spielchen konnte ich mich manchmal schwer darauf einlassen, aber letztendlich waren sie ein ungezwungener Zugang zu dem, was für mich gerade anstand.

Seit dieser Sitzung versuche ich hin und wieder, den vernachlässigten Teil aufzuspüren und ihn mitmachen zu lassen. Ich merke, er ist sehr eingeschüchtert, aber wenn ich ihn da sein lasse, bin ich vollständiger. Ja, das bin ich! Vor kurzem gab es wieder einmal eine unerwartete Wortmeldung, als ich mit meinem Cello üben wollte. Plötzlich wieder die alten Widerstände und die alte Wut. Ich habe ein Laken zerrissen und ein Bild zerschmissen und mich dann auf unsere Versöhnung besonnen und darauf, dass meine Wut Überlebenskraft ist. Und zum ersten Mal ist es mir gelungen, meine Wut beim Spielen für mich einzusetzen. Es war ein ähnlicher Triumph wie bei meinem ersten Befreiungsschlag gegen die Wolldecken. Neue Lebenskraft von mir und für mich, zu meiner Selbstbehauptung. Eine Wohltat und ein super Spielgefühl. Ich weiß noch nicht, ob ich mein Cello-Studium, das ich wieder aufgenommen habe, abschließen werde. Aber mich quält diese Unentschiedenheit nicht mehr. Ich kann trotzdem meine Tage genießen. Nach allem bin ich zuversichtlich, schon wo anzukommen, wenn die Zeit dazu reif ist. Oder wenn ich reif bin und meine schönsten Teile nicht mehr vernachlässige.

Die Suche nach meinem Platz in der Welt geht also weiter, und inzwischen macht sie mir Spaß. Als es mir wieder einmal schlecht ging, weil ich mich verloren und nirgends zugehörig fühlte, befragte ich meinen inneren Ratgeber. Was kann ich gegen diese Verlorenheit tun? Die Antwort kam als Bild. Ich saß auf einer Bank. Rund herum hatten sich alle Menschen versammelt, die mir wichtig sind oder es einmal waren. Jeder begrüßte mich mit einem anderen „Luise!“ und umarmte mich. Es hat sich sehr nach Zuhause angefühlt, wie ich es solange vermisst hatte. Das hat mich umgehauen. Ich bin einfach von innen aufgeweicht. Das Gefühl, bei anderen eine Heimat zu haben, hielt eine ganze Weile an und ich rufe es in mir wach, wenn ich Heimweh nach einem sicheren Ort habe oder mich einsam fühle. Bei denen, die ich lieb habe, ist mein Platz. Ich glaube, wenn ich das noch eine Weile verinnerliche, kann ich meine Angst vor der Berufswahl und meinem Versagen überwinden und getrost meiner Wege gehen. So eine Gelassenheit hätte ich mir vor einem Jahr nicht zugetraut, und schon gar nicht so einen Spaß am Leben. Manchmal kommt es mir vor, als finge ich eigentlich erst an, es zu entdecken.

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